Vorträge
Die Themen, über die mein Verlag Bücher veröffentlicht, lassen mich nicht los.
Die Vergangenheit vieler Orte ist derart faszinierend. Und immer wieder kommen neue Details ans Licht – nach vielen Jahrzehnten.
Es werden Orte entdeckt, deren Geheimnis gelüftet. All das aber wäre sinnlos, wenn man die Geschichte nicht aufschreiben und für die Nachwelt aufarbeiten würde.
Wenn Sie Interesse an einem Vortrag zu einem der Themen dieses Verlages haben, nehmen Sie Kontakt auf.
Südharz-Eisenbahn
Die Südharz-Eisenbahn ist jener dritte Teil der Schmalspurbahnen im Harz, der nicht mehr die Chance bekam, zur Touristenattraktion ersten Ranges zu avancieren.
Sie verlor ihre Existentgrundlage schon in den 1960er Jahren. Sie ist Symbol eines gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels, der in der Bundesrepublik als das „Wirtschaftswunder“ bekannt wurde und letztlich auch diesen entlegenen Winkel des Zonengrenzgebietes erreichte.
Sie ist geschichtliches Bindeglied zwischen dem wirtschaftlich wenig entwickelten braunschweigischen Landkreis Blankenburg, der als Enklave vollständig von preußischen Ländereien umschlossen war, einem durch die Bahn ermöglichsten industriellen Aufblühen und letztlich dem umfassenden Wandel zu einer fast ausschließlich dem Tourismus gewidmeten Region. Irgendwann hatte die in Privateigentum stehende, in unzähligen Gleisbögen sich in die Berge windende Gebirgsbahn darin keinen Platz mehr, Sie wurde stillgelegt und abgebaut. Binnen weniger Monate war sie von der Bildfläche verschwunden und lebte noch eine Weile in der Erinnerung ihres Personals und ihrer Fahrgäste weiter. Jahrzehnte wuchsen Büsche und Bäume auf weiten Teilen der Bahnstrecke. Heute kann man die einstige Bahnstrecke als landschaftlich reizvollen Radwanderweg erleben.
Schon zu einigen Anlässen habe ich Vorträge zur Geschichte der Südharz-Eisenbahn gehalten und Reisegruppen begleitet. Je nach thematischer Ausrichtung und Tiefe muss man bei einem Vortrag mit 30 – 90 Minuten rechnen.
Medizingeschichte des Harzes
Der Harz galt bis in das späte Mittelalter als wildes, unwegsames Gebirge. Nur wenige Menschen lebten hier in oft ärmlichen Verhältnissen. Erwerbsgrundlage waren die Forsten, die Waldweidewirtschaft sowie Bergbau und Verhüttung.
Nur wenige Wege zogen sich in das Gebirge hinein oder gar darüber hinweg – so auch der sagenumwobene Kaiserweg, auf dem Raubüberfälle nicht selten waren. Wirtschaftliche Triebkraft waren herrschaftliche Bergwerke wie jenes am Rammelsberg oder die am Harzrand gelegenen Klöster – allen voran das einem mittelalterlichen Konzern gleichende, mächtige und einflussreiche Kloster Walkenried.
Die Natur war stets Lebensgrundlage und zugleich Gefahr. Hohe Berge, tief eingeschnittene Täler, Hochwasser, Stürme sowie harte, lang andauernde Winter bildeten keine leichte Lebensgrundlage. Die Natur war Grundlage einer kärglichen Existenz und zugleich Gegenstand der Ausbeutung ihrer Resourcen.
Im 19. Jahrhundert begannen einige Menschen im Harz, den Wert der Gaben der Natur für die Gesundheit des Menschen zu entdecken. Wohlhabende Menschen aus den Städten, die durch die Industrialisierung eng, grau und staubig geworden waren, suchten hier zunehmend Erholung. Der Goslarer Kräuterdoktor Lampe ist nur einer von vielen, der die Heilkraft der Natur zu nutzen suchte. Adolf Justs Jungborn, der im Rahmen der Reformbewegung entstand, und zur größten Naturheilanstalt Deutschlands avancierte, ist ein weiteres wichtiges Beispiel.
Auch die Schulmedizin entdeckte den Harz. Die insbesondere die Lunge befallende Tuberkulose breitete sich in den engen Arbeitervierteln der Industriestädte rasant aus, forderte viele Opfer und hinterließ in den Familien Armut und bittere Not. Auch für die bessere Gesellschaft war sie eine Gefahr – man infizierte sich oder spürte den Ausfall an Arbeitskraft in den Bilanzen.
So errichtete man für die Arbeiterschicht aus Mitteln der durch Bismarck gegründeten Sozialversicherungen Lungenheilstätten. Viele davon entstanden bevorzugt im Gebirge aufgrund der reinen und als Heilmittel angesehenen Luft. Denn viel mehr als reine Luft, eine als gesund erachtete Ernährung und hygienische Anleitung konnte man anfangs der Tuberkulose nicht entgegensetzen. So dauerte der Aufenthalt in der Regel einige Wochen oder gar Monate. Nicht alle Patienten kamen gesund wieder nach Hause. Besonders anfänglich konnte die ärztliche Kunst wenig ausrichten und so verstarben viele der Patienten. An ihnen wurde durch die Ärzte geforscht, um die Tuberkulose besser kennen zu lernen. Im Harz gab es zahlreiche Heilstätten – oft in abgeschiedener Lage. Zunehmend waren dies große Gebäudekomplexe, wenngleich keine davon die Ausmaße der Heilstätten von Beelitz vor den Toren Berlins auch nur annähernd erreichte.
Auch die wohlhabenen Gesellschaftsschichten erkrankten an Tuberkulose. Für die Betuchten entstanden zahlreiche Privatsanatorien. Heute unscheinbar und fast vergessen: Der kleine Ort Sülzhayn, in dem es besonders viele davon gab, weshalb man auch vom „Davos des Nordens“ sprach.
Es war auch jene Zeit, in der Privatpensionen um die kurbedürftigen Gäste warben und sich gern als „Kurhaus“ bezeichneten. Das Johanneser Kurhaus bei Clausthal ist nur eines von vielen dieser Häuser. Während nicht wenige Kurhäuser nur wenige Jahre betrieben wurden, gab es andere, die bis in die 1970er Jahre eine wirtschaftliche Grundlage fanden.
Welch ein Glück schien es, wenn man auf dem eigenen Grund und Boden eine heilkräftige Radon-Quelle aufspürte, diese fasste und fortan damit warb. Bis zu dem Zeitpunkt, als sich die Erkenntnis durchsetzte, dass die Einnahme von radonhaltigem Wasser schwere Schädem im Organismus anrichten kann. Heute führt kein Weg mehr zur Quelle und kaum einer weiß, dass es die Quellfassung dort in verfallenem Zustand noch gibt.
Viele der einstigen Heilstätten und Sanatorien sind heute von der Bildfläche verschwunden. Nur wenige haben einen neuen Verwendungszweck erhalten oder dienen gar noch ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung – einem magischen Zauberberg der Genesung gleich.
In den Harzer Wäldern stehen noch heute mitten im Wald geheimnisvolle, verfallende Gebäude oft von erstaunlicher Grüße und der Wanderer fragt sich, was das einmal gewesen sein mag. Kaum einer weiß über die Geschichte der Harzer Sanatorien und Heilstätten. „Lost Places“ nennt man sie heute. Leider beherzigen nicht alle Besucher den Grundsatz, dass man nur Fotos mitnehmen und außer staubigen Fußspuren nichts hinterlassen soll. Die Natur lässt sich beim Zerstören dieser Relikte der Vergangenheit reichlich Zeit, während unwissende Narrenhände wissens- und respektlos ihr zerstörerisches Werk binnen Stunden verrichten.
Von dieser Geschichte lässt sich vieles erzählen. Historische Bilder von gestern und Aufnahmen des Zustandes heute untermalen das gesprochene Wort